Di, 4. 04. 2023, 18:00, Berlin

Im Osten nichts Neues? Klassengesellschaft und ostdeutsche Perspektiven

Auch über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung wird von Ost- und Westdeutschland wie von zwei unterschiedlichen Gesellschaften gesprochen, in denen sich viele Ostdeutsche als Menschen zweiter Klasse bezeichnen. Und in der Tat bestehen zwischen beiden zahlreiche strukturelle Unterschiede: So verdienen Ostdeutsche vergleichsweise weniger, verfügen über weniger Vermögen und erben entsprechend weniger als ihre westdeutschen Mitbürger*innen. Auch wurden in der medialen Öffentlichkeit »die Ostdeutschen« häufig über klassierende Stereotype beschrieben, die sich beispielsweise in komödiantischen Figuren wie »Cindy aus Marzahn« spiegelten. Aber sind Aspekte wie diese ausreichend, um von einen Klassenunterschied zu sprechen, wenn es um die Länder der ehemaligen DDR geht? Darüber spricht Katharina Warda mit Patrice G. Poutrus und Francis Seeck.

Patrice G. Poutrus ist Zeithistoriker und Migrationsforscher. Er wurde in Ost-Berlin geboren und ist auch dort aufgewachsen. Ab 1990 studierte er Geschichts- und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin und im Jahr 2000 promovierte er an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Er war Mitglied im DFG-Netzwerk »Grundlagen der Flüchtlingsforschung« und ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Zentrum für Integrationsstudien der TU Dresden. 2019 - 2022 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Erfurt und forschte dort in einem BMBF-Forschungsverbund »Diktaturerfahrung und Transformation« zur Familienerinnerung an die DDR in Thüringen. Seit 2022 hat er eine Gastprofessur an der TU Berlin. Im gleichen Jahr erschien im Ch. Links Verlag sein Buch »Umkämpftes Asyl. Vom Nachkriegsdeutschland bis in die Gegenwart« .

Francis Seeck, 1987 in Ostberlin geboren, ist promovierte*r Sozialwissenschaftler*in und Antidiskriminierungstrainer*in. Als Kind einer alleinerziehenden, erwerbslosen Mutter erlebte Seeck früh die Auswirkungen der Klassengesellschaft. Heute forscht und lehrt Seeck zu Klassismus, sozialer Gerechtigkeit und diskriminierungskritischer Sozialer Arbeit. Nach einer Vertretungsprofessur für Soziologie und Sozialarbeitswissenschaft an der Hochschule Neubrandenburg arbeitet Seeck zurzeit als Postdoc an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2020 gab Seeck den Sammelband »Solidarisch gegen Klassismus: organisieren, intervenieren, umverteilen« mit Brigitte Theißl heraus. 2022 erschien die Streitschrift »Zugang verwehrt. Keine Chance in der Klassengesellschaft: wie Klassismus soziale Ungleichheit fördert«.

Im Osten nichts Neues? – Intersektionale Perspektiven, Geschichten und Diskurse

In der neuen nd-Gesprächsreihe »Im Osten nichts Neues?« fragt Katharina Warda nach aktuellen Debatten, unaufgearbeiteten Diskursen sowie nicht-erzählten Geschichten im Zusammenhang mit Ostdeutschland, der DDR und der sogenannten »Wende«.

In regelmäßigen Abständen lädt die Autorin, Speakerin und Moderatorin Gäst*innen mit ostdeutschen Biografien, Perspektiven und Expertisen zum Gespräch, die Expert*innenwissen mit persönlichen Geschichten verbinden.

Katharina Warda wurde 1985 in Wernigerode geboren und ist dort aufgewachsen. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin und setzt sich mit marginalisierten Perspektiven aus und auf Ostdeutschland auseinander.

Wo?

FMP1 - Salon
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin