Heike Jehnichen
Erschienen in: Harzlaut (DIE LINKE. KV Harz, Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt)

Das „Heilige Lied der Cheyenne“ im Indianermuseum Derenburg

Konzert mit dem indianischen Sänger Mitch Walking Elk (USA)

Derenburg

Einen weiteren unvergesslichen Abend konnten wir kürzlich im Indianermuseum Derenburg erleben. Der Inhaber des Museums und Curator, Thomas Merbt, hatte zu einem Konzert mit dem Cheyenne-Arapaho-Sänger Mitch Walking Elk eingeladen, wozu zahlreiche IndianerfreundInnen aller Altersgruppen, darunter auch Kinder, gekommen waren. Im einzigartigen Ambiente des Museums, das über eine prächtige Sammlung verfügt, wurden die Gäste von Thomas Merbt und seiner Frau Esther, die u.a. auch leckeren selbstgebackenen Kuchen und warme Getränke anbot, herzlich begrüßt. An jenem Abend entdeckten wir am Fenster ein neues großes Transparent, worauf die Rechte der Indianer gefordert und gegen die Zerstörung der Umwelt auf Indianerland protestiert wurde. Wie wir erfuhren hatte das Transparent eine Indianerfreundin aus Dresden-Radebeul für den indianischen Sänger und sein Volk angefertigt, was ihn von nun an bei seinen Konzerten begleitete. Dann trat der kräftige, große, charismatische Sänger, das ergraute lange Haar im Nacken zusammengebunden, mit seiner Gitarre und einem Lächeln vor das Publikum – Mitch Walking Elk.

Der Hopi-Cheyenne-Arapaho-Indianer, ebenfalls begleitet von Trommeln und indianischen Flöten, sang Folk, Blues und Rock, wanderte thematisch zwischen Tradition und Gegenwart. Seine Lieder sind von unglaublicher Intensität, mal rockig kraftvoll bei Protestsongs, mal kommt seine Stimme samtweich und einfühlsam bei seinen Country-Balladen herüber. Stimmgewaltig und ergreifend zogen uns seine sozialkritischen Songs über das Leben und Überleben in den Reservaten in seinen Bann. Er klagte den an Indianern begangenen Völkermord und die Zerstörung der Umwelt an und ließ uns seine tiefe Liebe für sein Volk und sein Engagement für die Rechte der Indianer/innen fühlen. Doch trotz all des Unrechts, das er selbst miterleben musste, ist Mitch Walking Elk auch ein Mann voller Humor, der auch auf jenen von Thomas Merbt traf, der viele der Songtexte des Indianers ganz in dessen Sinne, vom Englischen ins Deutsche für die Zuschauer übersetzte.

Der Musiker und Songschreiber Mitch Walking Elk ist in Oklahoma geboren und lebt heute mit seiner Familie in St.Paul /Minnesota, in den USA, wo er ebenfalls als Sozialarbeiter tätig ist. Mit seinem Lebensweg ist er auch ein Beispiel für die Probleme vieler US-amerikanischer Ureinwohner. Als Kind wurde er von den amerikanischen Behörden seiner Familie entrissen. Man steckte ihn in eine der dort als berüchtigt geltenden Boarding-Schools, eine Internatsschule, um ihm seine Kultur, damit seine Sprache und indianische Identität mit Gewalt, zu nehmen. So wurde er wie viele IndianerInnen mit ähnlichem Schicksal, zu einem Entwurzelten. Er trank, wurde straffällig und landete einst im Gefängnis. Doch vor allem mit Hilfe der Musik gelang es ihm, sich auf die indianischen Traditionen seines Volkes wieder zu besinnen. So wurde er zu einer kämpferischen Stimme des indianischen Amerika und Mitglied des American Indian Movements, einer Bewegung, die den Indianern seit 1968 zu einem neuen Selbstwertgefühl verholfen hat. Mitch`s Autobiografie “There will be no surrender“ - „Ich werde mich nie ergeben“, ist im Traumfänger-Verlag (www.traumfaenger-verlag.de) erschienen und wurde auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt.

Mitch engagiert sich für die Rechte indigener Völker und setzt sich ganz besonders für die Freiheit seines indianischen Bruders Leonard Peltier ein, der seit über 40 Jahren in US-Gefängnissen eingesperrt ist, für zwei Morde, die er nachweislich nicht begangen haben soll. Gemeinsam mit den ebenfalls hier anwesenden Aktivist/innen des Tokata-LPSG RheinMain e.V. machte er deutlich, dass gegenwärtig eine große Möglichkeit besteht, den inzwischen schwerkranken Leonard Peltier endgültig aus dem Gefängnis zu befreien. In den USA sei es Tradition, dass die nach ihrer Regierungszeit aus dem Amt scheidenden Präsidenten oftmals die Möglichkeit nutzen, Gefangene zu begnadigen. Wer Leonard Peltier unterstützen möchte kann an das Weiße Haus schreiben, um seine Freiheit zu fordern oder sich an den Tokata – LPSG RheinMain e.V. (Verein zur Unterstützung indianischer Jugend-, Kultur- und Menschenrechts-projekte & Leonard Peltier Support Group) wenden.

Seinen Höhepunkt erreichte das Konzert für uns, als Mitch Walking Elk für uns etwas ganz besonderes tat. Er sang mit ergreifender Stimme das „Heilige Lied der Cheyenne“ in seiner indianischen Originalsprache, das unsere Herzen tief berührte. Nach einem kleinen Moment der Stille erfolgte lang anhaltender Applaus für den indianischen Sänger. Da wurde das Transparent mit den Forderungen der Indianer vom Fenster herunter genommen. Eine/r nach der/m anderen von den Gästen stand auf und ging nach vorn. Wir nahmen das Transparent auf und stellten uns symbolisch dahinter, um Mitch und seinen indianischen Brüdern und Schwestern zu zeigen, dass sie in ihrem Kampf nicht allein sind. Auch Peter und ich, die wir uns seit vielen Jahren auch für die Rechte indigener Völker einsetzen, waren dabei. Das Gesicht des Sängers widerspiegelte Freude. Mitch Walking Elk schoss ein Foto, das er mit nach Hause nehmen wollte, um es dort seinem Volk zu zeigen.

Wir sagen Dank für diesen wundervollen Abend und raten allen, die noch nicht dort waren einmal das Indianermuseum in Derenburg (www.indianermuseum.com) zu besuchen.

weitere Themen in der Onlineausgabe sind:

  • LPT/LVV in der Lutherstadt Wittenberg
  • M. Hohmann (MdL) vor Ort im Kreis
  • Wernigeröder Linksfraktion zu KITA Gebühren
  • AG Kultur hatte zum Aschermittwoch geladen