Zu Besuch in der einzigartigen DDR-Bibliothek von Peter Sodann
Es waren 44 Teilnehmer, die sich am 3. Dezember im Sonderbus von Brand-Erbisdorf und Freiberg aus nach Staucha aufmachten - einem Dörfchen am Nordwestrand der Lommatzscher Pflege, direkt an der Kreisgrenze zu Mittelsachsen gelegen. Organisiert hatte die Fahrt der Ortsverband Brand-Erbisdorf der LINKEN. In Staucha, am Thomas-Müntzer-Platz, gibt es ein stilvoll saniertes ehemaliges Rittergut, in dem u.a. die „Peter-Sodann-Bibliothek“ e.V., ein Antiquariat mit Lesetheater und eine Hofbuchhandlung ihr Domizil haben.
Herzstück des Ganzen ist die DDR-Bibliothek. Sodann macht keinen Hehl daraus, dass Antiquariat, Lesetheater, Hofbuchladen und Kneipe vor allem betrieben werden, um die Bibliothek am Leben zu erhalten. Entstehen soll hier auch noch ein „Haus gegen das Vergessen“, wobei es hier um das literarische Erbe geht. Aus all dem wird das „KulturGutStaucha“.
Peter Sodann wurde nach der Wende Intendant eines neuen Theaters mit seiner Kulturinsel, das er im Herzen von Halle/Saale aufbaute. Mit blutendem Herzen sah er, wie mit dem Ende der DDR etwa 30 Millionen Bücher aus DDR-Verlagen auf Müllkippen ihr „Endlager“ fanden. Von den einst etwa 19.000 Büchereien der DDR wurden mittlerweile 16.500 geschlossen. Er entschloss sich, eine „DDR-Bibliothek“ aufzubauen. Aus Halle ins benachbarte Merseburg mit einer Interimslösung vertrieben, fand er letztendlich im besinnlichen Staucha eine neue Heimat. Seit 2012 gibt es hier seine Bibliothek. Aber es gibt noch viel zu tun. Hunderttausende von Büchern müssen digital erfasst und eingeordnet werden.
Während unseres Rundgangs mit dem ehemaligen Tatort-Kommissar bezeichnete er sich mehrfach als „betenden Kommunisten“. Wiederholt pendelte er gedanklich zwischen der Bergpredigt von Jesu von Nazareth und dem Kommunistischem Manifest von Marx und Engels und fand jede Menge Gemeinsamkeiten. Zutiefst enttäuscht ist der bald 80Jährige, Träger des Nationalpreises der DDR und des Bundesverdienstkreuzes, von den ehemaligen DDR-Bürgern seiner Generation. „Rollator und Bananen, soll es das gewesen sein?“. Kultureller Vandalismus greife immer mehr um sich, unseres kulturellen Erbes werden wir beraubt. Manches klang bitter, der Elan Sodanns aber bleibt.
Hinweis
Die gesamte Dezember-Ausgabe der LinksWorte ist unter www.linksworte-mittelsachsen.de/ausgaben/100.pdf zu finden. Frühere Ausgaben sind archiviert unter www.linksworte-mittelsachsen.de/archiv.html .