11.09.2015
Peter Kolbe
Erschienen in: Marzahn-Hellersdorf links (DIE LINKE. Berlin, Berlin, Berlin)

Auf ROTEN SOCKEN durchs Schloss

Schloss Biesdorf im Umbau - und bald wird eröffnet

Begrüßung der Schlossbesichtigungsteilnehmerinnen und -teilnehmer durch Regina Kittler (MdA)
Marzahn-Hellersdorf

Schon wieder einen „Kiezspaziergang“ erlebten die 20 Neugierigen, die der Einladung von Regina Kittler und Juliane Witt gefolgt waren, am 24. August die Immer-noch-Baustelle Biesdorfer Schloss zu besuchen. Aber was es da zu besichtigen gab, erinnerte kaum noch an eine Baustelle. Weit vorangeschritten sind die Innenarbeiten – selbst die Fußböden sind bereits in einem echt schlosswürdigen Zustand.
Kein Wunder also, dass die Wahlkreisabgeordnete der LINKEN im Abgeordnetenhaus, Regina Kittler, zunächst erst einmal ihre mitgebrachten roten Socken überstreifte, um die edlen Bodenbeläge beim Rundgang zu schonen. Die übrigen Besucher taten es ihr nach – mit hauseigenen blauen Überziehern.
Dann erzählte Regina Kittler aus der Geschichte des Schlosses. 1868 als spätklassizistische Turmvilla auf dem Gelände eines Rittergutes für Hans-Hermann von Rüxleben erbaut, gelangte diese schon 1887 in den Besitz der Familie von Siemens, ab 1889 von Wilhelm von Siemens. Die Stadt Berlin ist seit 1927 Eigentümer, ließ aber den Gropius-Bau allmählich verkommen. 1933 nahm die Ortsgruppe der NSdAP Räume in Besitz und 1945 fiel dann das Schloss einer Brandorgie der Nazis zum Opfer. Im Schlosspark befand sich dann bis 1958 ein Notfriedhof für Sowjetsoldaten. Die reparierte untere Schlossetage war in der DDR ab 1958 erst Biesdorfer Dorfklub und dann, auch nach Gründung des neuen Stadtbezirks Marzahn, Kreiskulturhaus. Ab 1994 bis vor zwei Jahren hatte unser Bezirk hier ein sehr lebendiges Stadtteilzentrum.
Juliane Witt, Bezirksstadträtin der LINKEN für Jugend und Familie, Weiterbildung und Kultur, führte dann durch das Haus. Schon das Oktogon im Erdgeschoss mit dem freien Blick in Obergeschoss und Dachlichter beeindruckt mächtig. In sechs Richtungen gehen großflügelige Türen ab, die restlichen zwei Seiten werden durch Nischen geschmückt. Schon hier spürt man: Der einstige Stadtteiltreff verströmt wieder Schloss-Atmosphäre.
Entsprechend gebührend bestaunt wurden dann auch von allen die wunderschönen Räumlichkeiten in insgesamt (einschließlich Untergeschoss) vier Etagen. Vor allem das wieder errichtete Obergeschoss soll künftig für die Ausstellung von Skulpturen und Gemälden genutzt werden, darunter auch so manches Kunstwerk aus DDR-Zeiten, das jetzt noch in Beeskow auf den Umzug hierher wartet. Viele weitere Räumlichkeiten erwarten ab September 2016 ihre Kultur- und
Kunstinteressenten, vier davon als als Räume für Veranstaltungen mit einer Kapazität von bis zu 99 Plätzen.
Natürlich wurde auch wieder die Frage nach der Turm-Besteigbarkeit gestellt. Endgültig entschieden ist noch nichts. Aber mindestens eine metallene Wendeltreppe wird es geben. Am besten, Sie schauen sich alles selbst mal an: Am 13. September, dem Tag des offenen Denkmals, lädt Schloss Biesdorf ab 12.00 Uhr alle Kiebitze zu einer Innenbesichtigung ein – und diesmal natürlich nicht nur auf roten Socken.