17.02.2015
Heide Wichmann
Erschienen in: Widerspruch (Fürstenwalde, Brandenburg)

Asylrecht ist Menschenrecht

„Aktion Courage“ in Eisenhüttenstadt

Eisenhüttenstadt/Landkreis Oder-Spree
Heidi Wiechmann, Vorsitzende der Basisorganisation Eisenhüttenstadt

Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechtes, ihrer Religion, ihrer Nationalität oder Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Identität, ihres Alters, ihrer Behinderung, ihrer sozialen Stellung steht im Widerspruch zu dem in Artikel 1 des Grundgesetzes garantierten Schutz der Menschenwürde.

Bereits 2000 gründeten engagierte Eisenhüttenstädter die „Aktion Courage“, denn Asylrechtsfragen sind Menschenrechtsfragen und untrennbar miteinander verbunden.


Heute, 15 Jahre später, ist dieses Engagement mehr denn je gefragt. Die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt, die für 500 Plätze ausgelegt war, hat im vergangenen Jahr 6.300 Asylbewerber aufgenommen. Das bedeutet, dass 600 Asylbewerber in Containerunterkünften untergebracht wurden und ein ehemaliges Wohnheim zusätzlich für etwa 250 Plätze bereitgestellt wurde. Natürlich ergeben sich unter diesen Bedingungen Probleme, aber diese gilt es gemeinsam zu lösen.


Auch in unserer Stadt gibt es Menschen, die Vorurteile haben und damit Angst und Ablehnung gegenüber den Asylsuchenden, die unter Lebensgefahr Familie, Freunde und Heimat verlassen mussten und oftmals schwer traumatisiert sind.


Unter der rot-roten Landesregierung konnte gerade in den letzten Jahren mit großem finanziellen und materiellen Einsatz und durch die Aufstockung der Sozialarbeiter die Situation verbessert werden. Aber das allein hilft nicht.

Zeichnung: Gertrud Zucker


Stolz sind wir auf die vielen Bürger, die aktiv die Willkommenskultur mitgestalten und nicht nur materiell unterstützen, sondern auch gemeinsame Veranstaltungen mit den Asylsuchenden organisieren. Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass den Kindern in der zentralen Aufnahmestelle zu Weihnachten im Rahmen einer Weihnachtsfeier ein persönliches Geschenk überreicht wird und mit Unterstützung Eisenhüttenstädter Vereine eine Weihnachtsfeier mit musikalischem Programm und vielen Bastelangeboten gestaltet wird. Waren es früher Päckchen für 60 bis 80 Kinder, so stand in diesem Jahr die Herausforderung, für 400 Kinder Pakete übergeben zu können. Mit Hilfe unserer Bürger waren es sogar mehr Pakete als benötigt.


Aber nicht nur Weihnachten werden die Kinder und auch die Familien unterschiedlichster Nationen in das Leben unserer Stadt einbezogen. Gemeinsame Fußballspiele mit einem Verein unserer Stadt, Sportwettkämpfe, Hoffeste für Familien und Kinder, Bastelnachmittage bei der „Kräuterhexe“ und vieles mehr.


Das alles funktioniert auch ohne Worte, und am Ende haben alle für kurze Zeit den schwierigen Alltag vergessen.


Seit Ende des vergangenen Jahres konnte durch Förderung vom Land eine Ehrenamtskoordinatorin eingesetzt werden, die durch Netzwerktreffen die Arbeit von Vereinen, Institutionen und Initiativen bündeln kann. Dies ist nötig, denn mit den rasant steigenden Flüchtlingszahlen steigt auch die Verweildauer auf zwei bis drei Monate. Damit sind auch oft die Sozialarbeiter mit ihren alltäglichen Aufgaben am Rande ihrer Belastungsgrenze, so dass hier das ehrenamtliche Engagement mehr denn je gefragt ist.
Erstmals in diesem Jahr werden den Asylbewerbern Wegweiser-Kurse angeboten, wo sie Grundlagen der deutschen Sprache und auch Orientierung zum Verhalten in Deutschland erfahren und Grundkompetenzen erlernen. Dabei unterstützen uns tatkräftig Studenten aus Frankfurt (Oder).


Für uns als LINKE sehen wir die Aufgabe, unsere Bevölkerung zu informieren und Vorurteile ab zu bauen. Eine Veranstaltung wird eine Bürgerversammlung sein, in der Herr Nürnberger, Leiter der Zentralen Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt, über die aktuelle Situation berichtet und Fragen der Bürger beantworten wird.