18.12.2014
Jana Pinka
Erschienen in: Mittelsächsische LinksWorte (Mittelsachsen, Sachsen)

Die Nachhaltigkeitsstrategie 300 Jahre nach Hans von Clausewitz - jetzt in Sachsen auf den Stand der Zeit bringen

Mit viel Sach- und Fachkompetenz für DieLinke im Sächsischen Landtag: Dr. Jana Pinka, Sprecherin für Umweltpolitik und Resourcenwirtschaft

Im 300. Todesjahr von Hans Carl von Carlowitz, 2014, ist die Nachhaltigkeitsstrategie des Freistaates Sachsen 2 Jahre alt. 2013 feierte Sachsen – nämlich ihn, den Oberberghauptmann und sein Werk „Sylvicultura Oeconomica“. Und wenn man die Nachhaltigkeitsstrategie des Freistaates Sachsen liest, bemerkt man, dass sich die ehemalige Staatsregierung da gleich am Anfang sehr schön selbst ein Bein stellt, wenn Sie zunächst ausführt: „Nachhaltigkeit führte Carlowitz damals aus rein ökonomischer Notwendigkeit ein, ökologische Überlegungen waren seiner Zeit fremd“ – dann aber vollmundig erklärt: „Diesem Erbe von Carlowitz und der daraus abgeleiteten Verantwortung für kommende Generationen fühlt sich der Freistaat Sachsen verpflichtet.“ Zumindest diesen Lapsus sollte jetzt unsere neue Staatsregierung sofort tilgen.

Im neuen Koalitionsvertrag hat man sich dafür einiges vorgenommen, denn hier heißt es jetzt unter anderem: „Die Koalitionspartner stehen für eine Politik der Nachhaltigkeit, bei der die Interessen der Wirtschaft mit den Schutzbelangen der Umwelt und sozialen Aspekten in Einklang gebracht werden. Unsere Generation ist verpflichtet, Natur und Landschaft als Lebensgrundlage der Menschen für die künftigen Generationen zu erhalten.“

Der Oberberghauptmann hat tatsächlich in seinem bereits erwähnten Werk erstmals die Weitsicht gehabt, dass ein über die Maßen hinausgehender Holzeinschlag dauerhaft zu Verlusteinbußen im Bergbau bzw. im Hüttenwesen zur Folge hat. Und er hat uns vor 300 Jahren auch die Botschaft hinterlassen, dass die Ökonomie der Wohlfahrt des Gemeinwesens zu dienen hat und zu einem schonenden Umgang mit der gütigen Natur verpflichtet.

Allerdings wird auch häufig kritisiert, Carlowitz als den "Erfinder der Nachhaltigkeit" zu bezeichnen, da sein Weitblick eben nicht darauf gerichtet war, retrospektive oder perspektive gesamtheitliche gesellschaftliche Entwicklungen abzuschätzen.

Wie wird bzw. sollten nun in unserer Region die Interessen der Wirtschaft mit den Schutzbelangen der Umwelt und sozialen Aspekten in Einklang gebracht werden? Auch dafür gibt es im Koalitionsvertrag auf Seite 39 einen guten Vorsatz der hoffentlich nicht in Vergessenheit gerät: „Die Koalition bekennt sich zur Bergbautradition des Freistaates Sachsen und wird sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass Sachsen von Erkundung, Förderung und Verwertung besonders profitiert. ….. Wir werden die Sächsische Rohstoffstrategie umsetzen und weiterentwickeln. Die Koalitionspartner unterstützen die weitere Vernetzung der sächsischen Rohstoffwirtschaft, ?wissenschaft? und -verwaltung im Geokompetenzzentrum Freiberg e.V.“

Sachsen ist ein rohstoffreiches Bundesland. Neben Braunkohle, Steine und Erden, sind es heute die strategischen Metalle wie Seltene Erden (Storkwitz), Indium (Freiberg), Lithium (Zinnwald) oder wichtige Minerale, wie Fluss- und Schwerspat (Niederschlag), die im Interesse der Wirtschaft sind. Aber es ist auch die Zeit gekommen, Braunkohle nicht nur zu verfeuern, sondern einer chemischen Verwertung zuzuführen sowie alternative Energien sinnvoll, umweltverträglich, effizient und mit dem Mitspracherecht der Bevölkerung einzusetzen.

Sachsen hat neben den Rohstoffen dazu auch die Forschungseinrichtungen wie die 250-jährige TU Bergakademie oder das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie. Sachsen hat die geowissenschaftlichen Netzwerke wie das Geokompetenzzentrum in Freiberg - ein innovatives Netzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft und Behörden, das die Kompetenzen der Region in den Bereichen Geologie, Umwelt, Bergbau, Rohstoffgewinnung, Bergbausanierung und Recycling bündelt und dem über 40 Unternehmen mit mehr als 150 Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung mit Kompetenzen in allen Fragen der Rohstoffwirtschaft angehören.

Nachhaltige Energiepolitik? Insbesondere stellt sich hier die Frage der Umweltgerechtigkeit – wer hat den größten Umweltnutzen, und wer trägt die meisten Umweltlasten, bzw. muss diese ertragen. Oftmals ist dies nicht im Gleichgewicht. Auch das ist ein Aspekt von „Nachhaltigkeit“, wenn sie dauerhaft funktionieren soll.

Man darf den Grundgedanken der modernen Nachhaltigkeit nicht von einer Diskussion der Gerechtigkeit trennen. Es sind doch die Fragen zu beantworten: Wie sollen Ressourcen innerhalb und zwischen verschiedenen Generationen verteilt werden, und was wollen wir zukünftigen Generationen hinterlassen?
Eine Diskussion, die unbedingt fortgesetzt werden muss und der unbedingt Taten folgen müssen.

Hinweis
Die gesamte Dezember-Ausgabe der LinksWorte ist unter www.linksworte-mittelsachsen.de/ausgaben/88.pdf zu finden. Frühere Ausgaben sind archiviert unter www.linksworte-mittelsachsen.de/archiv.html .