Stillgestanden!
Dietlind Tiemann exerziert im Sommerloch …
Das politische Sommerloch der Parlamentsferien ist immer auch die Stunde der Hinterbänkler. Die Frage war also nicht, ob, sondern nur wann unsere Bundestags-Dietlind der Versuchung erliegen würde, während der medialen Saure-Gurken-Zeit auch ihren Senf in den ausgetrockneten Blätterwald zu kleckern.
Nun hätte der ahnungslose Zeitungleser vielleicht erwartet, dass unsere langjährige Stadt-Oberin für mehr Investitionen in Schulen, Kitas, Brücken oder für die Bekämpfung des Pflegenotstandes mal so richtig auf die Pauke hauen würde. Doch weit gefehlt.
In der unbescheidenen Annahme, ihren kleinen kommunalen Schuhen inzwischen längst entwachsen zu sein, schmiss sich Dietlind in ihre schicken Prada-Motschützen-Stiefeletten und schlug sich in Gucci-Feldjägeruniform für die allgemeine Wehrpflicht in die Bresche; aus Kostengründen natürlich nur für Männer – die tragen seltener Prada. Zumal ja die Frauen anderweitig gebraucht werden: um den kostbaren soldatischen Nachwuchs auszutragen. Deshalb sind Dietlinds Parteifreunde ja auch so unerbittlich, wenn es darum geht, die Tötung ungeborenen Lebens als Todsünde zu geißeln – während die Tötung geborenen Lebens im Kampfeinsatz als unvermeidlicher Kollateralschaden gilt.
Mein Gott, wenn wir doch nur geahnt hätten, womit sich diese begnadete Militär-Strategin in den Niederungen unsrer märkischen Provinz tagtäglich rumschlagen musste – und das ohne eigene Kaserne in Hohenstücken!
Allein Dietlinds Aussage, mit der Aussetzung der Wehrpflicht sei „der Staatsbürger in Uniform ... aus dem Blickfeld der Gesellschaft geraten“, trifft den Nagel auf den Kopf : Aus den Augen, aus dem Sinn, wie der Volksmund weiß.
Wann sind Sie denn eigentlich das letzte Mal auf eine schnelle Tasse Tee nach Afghanistan oder Mali zu unseren Soldatinnen und Soldaten geflogen, ha?! Wir haben übrigens derzeit fast 3500 Männer und Frauen in insgesamt 13 Auslandseinsätzen am Start, von Libanon bis zur Westsahara.
Für die 108 Soldaten und Soldatinnen, die seit 1992 in solchen Einsätzen ums Leben gekommen sind, käme Tiemanns späte Fürsorge allerdings zu spät, und auch die bis 2015 angefallenen einsatzbezogenen Sonderausgaben von ca.19 Milliarden € sind über den Umweg Afghanistan und Westsahara längst in den Bilanzen der Rüstungsindustrie versickert.
Nun bestätigt Dietlinds Büroleiter Jacob (ich kann Kanzler) Schrot in Berlin: „Frau Tiemann hält die Bundeswehr nicht für arbeitsfähig.“ Oha!
2017 betrug der Verteidigungshaushalt ca. 37 Milliarden €. Das ist eine Stange Geld für eine nicht arbeitsfähige Armee, aber welcher Preis wird wohl nach Tiemann für eine „arbeitsfähige Armee“ gezahlt werden müssen und von wem?
Hans-Joachim Lass