Projekt Stolpersteine
»Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist«
Am 05.09.2018 werden um 14.30 Uhr in der Ruppiner Str. 2 in Fehrbellin Stolpersteine verlegt. Das Aktionsbündnis »Fehrbellin bleibt bunt« erinnert mit dem Verlegen von vier Stolpersteinen vor deren früherem Wohnhaus an die jüdische Familie Nathan. Richard und Selma, Hans und Erna Nathan wurden Opfer des Naziregimes und kamen in den Konzentrationslagern in Auschwitz und Theresienstadt ums Leben.
Die Nathans waren eine in Fehrbellin bekannte Familie. Sie besaßen ein Modegeschäft im Zentrum der Stadt. Richard und Selma bringen in den Jahren 1896 und 1898 ihre beiden Söhne Hans und Kurt zur Welt, die beide jeweils für fünf Jahre die Schule in Fehrbellin besuchten. Die wohlhabenden Ladenbesitzer gelten als engagiert - sie unterstützten z.B. arme Familien mit Kleidung. Nach der Machtergreifung der Nazis begann der Rückhalt der Nathans zu schwinden. Die Fehrbelliner hatten nicht den Mut, für die Nathans einzutreten.
Der jüngste Sohn Kurt wurde bereits 1933 verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt. Unmittelbar nach seiner Entlassung verließ er Deutschland und flüchtete nach Paris, wo sich seine Spur verliert.
Im Jahr 1938, nach der Aufforderung des damaligen Bürgermeisters von Fehrbellin, das Geschäft der Nathans zu boykottieren, gaben die Nathans ihr Geschäft in der heutigen Berliner Straße auf und flohen nach Berlin. Von dort aus werden Richard und Selma in das Altersghetto Theresienstadt deportiert. Die Kosten dafür stellen ihnen die Nazis in Rechnung. Richard Nathan war damals ein hochbetagter Mann von 78 Jahren. Wenige Monate nach seiner Ankunft in Theresienstadt stirbt er, seine Frau ebenfalls. Hans Nathan wurde im KZ Sachsenhausen in sogenannte Schutzhaft genommen. Nach seiner Entlassung musste er, gemeinsam mit seiner Frau, in Berlin bis 1943 Zwangsarbeit leisten. Im Rahmen der Fabrikaktion wurden sie im März 1943 nach Theresienstadt deportiert und von dort aus am 6. Oktober 1944, wenige Monate vor dem Ende der Naziherrschaft, nach Auschwitz verschleppt und ermordet.
Ohne die Unterstützung vieler Fehrbellinerinnen und Fehrbelliner würde das Verlegen der Stolpersteine vielleicht nicht so zustande kommen. Anstoß dazu gab Herr Schürmann aus Molchow, von dem das Aktionsbündnis einen großen Teil seiner Recherchen übernehmen konnte. Auch die vielen Sponsoren, die auf unbürokratische Weise Geld für die Verlegung dieser vier Steine bereit gestellt haben, und die 73 Schülerinnen und Schüler der Oberschule Fehrbellin, die insgesamt 812 Runden bei einem eigens dafür initiierten Spendenlauf erlaufen haben, zeigten mit ihrer Beteiligung, dass die Geschichte der Familie Nathan nicht verschwinden darf.