30.03.2017
Erschienen in: DIE LINKE. in der Wetterau (Hessen)

Da sieht man nur noch die Rücklichter

Beim öffentlichen Nahverkehr sind nicht nur die Löhne der Busfahrer ungenügend. Die Verbindungen lassen ebenfalls Wünsche offen ...

Wie kommt man morgens zur Arbeit und am Abend wieder nach Hause? Erreicht man den Arzt? Gibt es nach einer Abendveranstaltung noch eine Verbindung? Wir haben Stichproben gemacht.

Knappe Umsteigezeiten

Von Gedern nach Friedberg benötigt man am Morgen 1 Stunde 27 Minuten. Man startet um 5.54 Uhr, steigt in Nidda um und erreicht kurz vor acht Friedberg. Eigentlich brauchbar. Wäre da nicht die knapp bemessene Umsteigezeit. Von 5 Minuten. Sollte der Bus Verspätung haben, ist der Zeitplan futsch. Der nächste Zug fährt eine Stunde später. Abends startet die letzte Verbindung in Friedberg um 19.19 Uhr und braucht 1 Stunde 11 Minuten bis Gedern. Mit dem Auto braucht man 55 Minuten.

Zum Beispiel Wölfersheim / Wohnbach

Mit nur 35 - 41 Minuten gibt es recht gute Verbindungen von Wölfersheim / Wohnbach in die Kreisstadt. Um 6.55 Uhr, 7.42 Uhr, 8.34 Uhr, 9.34 Uhr und 10.34 Uhr fahren Busse. Aber die Umsteigezeiten in Södel betragen maximal 6 Minuten. Oft nur 3-4 Minuten. Für die gehbehinderte Rentnerin, die zum Arzt fahren will, ist das zu knapp. Die Busse sind ja nicht immer total pünktlich: Es gibt z:B. Baustellen und andere Hindernisse. Aber der Anschlußzug wartet nicht. Abends kann man um 20.59 Uhr nach Friedberg fahren. Die Umsteigezeit in Södel beträgt 37 Minuten, so dass man erst um 22.07 Uhr ankommt. An den Wochenenden sind die Verbindungen besonders schlecht. Samstag ist der Fahrplan stark ausgedünnt. Sonntags wurde der Bus Nummer 363 gestrichen. Für die Fahrt von Wohnbach nach Friedberg muss man entweder in Berstadt extra umsteigen (37 Minuten Wartezeit), um in Wölfersheim einen Zug zu erreichen oder umständlich über Hungen / Bellersheim ( Kreis Gießen) fahren. Das sind nicht nur riesen Umwege und Endlosfahrtzeiten. Auch die Kosten steigen. Mit dem Auto dauert die Strecke Friedberg / Wohnbach nur 20 Minuten. Gut, wenn man an der Nord-Süd Strecke Frankfurt- Giessen wohnt. Am besten sind die Anbindungen entlang der S6. Wer im Ostkreis lebt, hat das nachsehen. Die Verbindungen wurden in den letzten Jahren ausgedünnt.

Eines ist klar: Man braucht eigentlich ein Auto

Diese Verbindungen ermuntern nicht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Doch nicht jeder kann sich ein Auto leisten. Hier wird deutlich, welche Probleme die Verdrängung einkommensschwacher Bevölkerungsschichten in den Ostkreis bringt. Zwar sind hier die Wohnungen noch billiger, doch ist es viel Schwieriger, mobil zu sein. Ein guter Nahverkehr zum Nulltarif ist, daher kein Luxus, sondern nötige Sozialpolitik.