Hallo Leute,
ick bin ja froh, dass die janz eisigen Wintertage vorbei sind. So manche Kundin hat sich den Besuch in unserem Salon „Scharfe Schere“ gespart, weil ihre dicke Kopfbedeckung die teure Frisur sowieso gleich wieder platt gemacht hätte. Obwohl, ick kann auch Frisuren, die den Angriff einer Wollmütze locker überstehen...
Wat mich zum Nachdenken jebracht hat, war weniger die Kopf- und mehr die Beinbekleidung vieler meiner Kundinnen. Ihr kennt doch diese Jeans mit den jeschickt platzierten Schadstellen, durch die aber bei Minustemperaturen der Wind so eklig pfeifen muss, dass ick mich frage, wer sich dit freiwillig antut.
Manche Kundinnen haben ja wenigstens schwarze oder bunte Leggins oder Strumpfhosen drunter jezogen. Für mich bleibt aber eine generelle Frage: Warum werden diese Jeans so halb kaputt unters Volk jebracht? Es soll ja Designer geben, die mit Schrot auf heile Jeans schießen und das Ganze dann für den doppelten Preis als Unikat verkaufen. Hält natürlich auch nur halb so lange. Aber darum jeht es ja nicht, sondern um die Schnelllebigkeit als Vermarktungsprinzip. Die künstlich abjeschabte Stelle als Sollbruchstelle.
Früher haben englische Lords ihre neuen Anzüge vom Butler eintragen lassen, weil gewisse Jebrauchsspuren zum guten Ton gehörten. Da hatte auch der Butler noch was davon.
Heute stellen wir den „used-look“ künstlich her und geben das gute Stück, sobald es zu „used“ aussieht oder einfach nicht mehr „in“ ist, in die Altkleidersammlung.
Ick habe letztens jelesen, dass die Deutschen Weltspitze auf dem Jebiet des Klamotten- Ausrangierens sind. Für die Bedürftigen im eigenen Land oder in der Dritten Welt ist das Zeug dann immer noch jut jenug. Wäre es da nicht viel ökonomischer, die janzen Fummel zuerst, bei Zahlung einer Aufwandsentschädigung, von den Bedürftigen eintragen zu lassen und dann zum doppelten Preis als Unikat zu verhökern?
Dit fragt sich
Eure Bella Branne